Tipps für einen gelungenen Roadtrip in den USA

Ein Roadtrip ist die beste Möglichkeit, möglichst viele Eindrücke von den USA auf seiner Reise zu sammeln. Durch die atemberaubenden Landschaften gibt es darüber hinaus auch kaum ein Land, das sich besser für einen Roadtrip eignet. Damit du eine unvergessliche Reise erlebst, gibt es hier die wichtigsten Tipps und die schönsten Routen für einen Roadtrip.

Planung ist wichtig

Ein Roadtrip steht für Freiheit und Flexibilität. Um einen Roadtrip wirklich genießen zu können, ist es wichtig, dass man sich einfach mal treiben lassen kann. Deshalb ist es auch wichtig, diesen im Vorfeld nicht “kaputtzuplanen”, denn damit setzt man sich selbst unter Druck.

Etwas Planung ist allerdings natürlich nicht verkehrt. Man sollte sich im Vorfeld überlegen, welche Orte man auf jeden Fall besuchen möchte. Informiere dich dazu auch auf jeden Fall über die Wetterlage in den jeweiligen Orten. Es wäre beispielsweise keine so gute Idee, zwischen Juni und Oktober nach Florida zu reisen, denn zu dieser Zeit herrscht hier die Hurricanesaison.

Überlegen sollte man auch, ob man ein Visum für die Einreise in die USA benötigt. Sollte man sich nicht länger als 90 Tage dort aufhalten, kann man eine ESTA-Einreisegenehmigung beantragen. Dies ist viel kostengünstiger und zeitsparender als die Beantragung eines Visums. Man muss allerdings einige Voraussetzungen für ein ESTA erfüllen, um in die USA einreisen zu können.

Auch macht es Sinn, das erste Hotel oder Hostel schon vor Abflug zu buchen. Nach einem mehrstündigen Flug in die USA hat man wohl kaum noch Lust, erst einmal nach einer Unterkunft zu suchen. Bei allen späteren Unterkünften ist es aber am besten, diese erst vor Ort zu buchen. Schließlich kann es sein, dass dir Las Vegas so gut gefällt, dass du länger als ursprünglich geplant bleiben möchtest. Hat man die nächste Unterkunft in einer anderen Stadt aber schon gebucht, wird das Ganze kompliziert.

Roadtrip-Ideen

Im WESTEN:
Von San Francisco nach Los Angeles - der absolute Klassiker unter den Roadtrips. Hier fährt man über den berühmten Highway No.1, welcher sich über 1000 km erstreckt, direkt an der kalifornischen Pazifikküste. Auf diesen tausend Kilometern erlebt man ruhige Strände, vielfältige Natur und hübsche Städte. Wer Zeit hat, fährt von Los Angeles noch in die Partystadt Las Vegas oder baut den berühmten Yosemite National Park in die Reise mit ein.

Im OSTEN:
Einen sehr schönen und kontrastreichen Roadtrip kann man auf der Strecke von New York bis Miami erleben. Damit deckt man eigentlich fast die komplette Ostküste ab - und damit auch Städte wie Atlantic City, Jacksonville und Washington D.C. Neben den Großstädten erlebt man auch hier wunderschöne Strände und Meer, vor allem im Sunshine State Florida.

Quer durch - die ROUTE 66:
Die wohl bekannteste Straße Amerikas. Die Stecke ist über 5000 Kilometer lang und verläuft von Ost bis West, durch acht Bundesstaaten - man muss also nicht einmal die ganze Route 66 abfahren, um massenhaft Städte zu sehen und Eindrücke der USA zu bekommen. Die Strecke beginnt in Chicago (Illinois) und endet in Santa Monica (Kalifornien). Darüber hinaus führt sie auch am bekannten Grand Canyon vorbei.

Route 66

TIPP: Nimm dir Zeit:
Um wirklich viel vom Land zu sehen, sollte man runter von den Interstate Highways und rauf auf die Nebenstrecken. Die Vereinigten Staaten haben viele wunderschöne Eindrücke zu bieten, die man nur wirklich genießen kann, wenn man sich Zeit dafür nimmt. Versuche deshalb einfach mal, nicht die kürzesten Routen zu nehmen, sondern gezielt Umwege zu fahren. Du wirst staunen, an was für schönen Landschaften man vorbeikommt, die man sonst übersehen hätte.

Viele weitere Routen, von denen man sich inspirieren lassen kann, findest du hier.

Highways, Freeways und Interstates - Was ist der Unterschied?

Highways sind Fernverkehrsstraßen, die sowohl wie Autobahnen aussehen und funktionieren als auch durch Ortschaften und über Verkehrskreuzungen führen können.

Freeways sind Highways, die wie deutsche Autobahnen nur über spezielle Auf- und Abfahrten befahren werden können und deren Verkehrsfluss nicht durch Ampeln unterbrochen wird. Ihre Streckenführung kann auf einzelne Staaten beschränkt sein, aber auch als sogenannte Interstates durch mehrere Staaten verlaufen.

Die erste Straße, die von der Ostküste zur Westküste führte, war der Lincoln Highway, der 1913 eingeweiht wurde. Die Strecke begann am Times Square in New York City, ging durch 13 Bundesstaaten und endete nach 5.454 Kilometern am Lincoln Park in San Francisco. Der Highway wurde auch "The Main Street Across America" ("Amerikas Hauptstraße") genannt.

Während die Highways in den Anfangsjahren Namen wie Lincoln Highway, Ben Hur Highway, Atlantic Highway, Lakes-to-Sea Highway und Yellowstone Highway trugen, wurde 1926 ein System der nummerierten Fernverkehrsstraßen, U.S. Routes genannt, eingeführt.

1956 beschloss man schließlich, ein Interstate Highway System zu bauen. Die Planung dafür hatte schon 1938 begonnen, als Präsident Franklin D. Roosevelt dem Leiter der Straßenaufsichtsbehörde eine handgezeichnete Karte mit acht Interstate Highways gab. Präsident Dwight D. Eisenhower setzte dann den Beschluss zum Bau endgültig durch. Als Oberbefehlshaber der alliierten Streitkräfte in Europa während des Zweiten Weltkrieges hatte er gesehen, wie wichtig ein solches Autobahnnetz war.

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Warum ist der 1. Mai in den USA kein gesetzlicher Feiertag?

Der Ursprung des 1. Mai als internationaler Kampftag der Arbeiter liegt in Chicago. Aber warum feiern die Amerikaner dann ihren Tag der Arbeit (Labor Day) am ersten Montag im September?

Acht-Stunden-TagAm 1. Mai 1886 streikten 300.000 Arbeiter in den USA für die Verkürzung der Arbeitszeit auf acht Stunden und generell bessere Arbeitsbedingungen. Chicago war das Zentrum der Streiks und hier fand an diesem Tag die erste 1. Mai-Demonstration mit 80.000 Teilnehmern statt. Vornweg marschierten die Mitglieder der anarchistischen Internationalen Arbeiter-Assoziation, die in Chicago die führende Rolle im Kampf für den Acht-Stunden-Tag übernommen hatten.

Von den Vertretern des Kapitals wurde diese Massendemonstration als ernsthafte Bedrohung angesehen. Als drei Tage später, am 4. Mai 1886, eine Bombe auf einer Kundgebung der Anarchisten am Haymarket explodierte und in der Folge sieben Polizisten und eine unbekannte Zahl Arbeiter starben, sahen sie und die in ihrem Interesse arbeitende Justiz die Gelegenheit gekommen, der Arbeiterbewegung einen vernichtenden Schlag zu versetzen.

In meinem Krimi "Mit Müh und Not", in dem es darum geht, ob die Bombe von einem Anarchisten oder einem Agenten des Kapitals geworfen wurde, sagt einer der Verhafteten zu seinem Zellengenossen:

»Das hängen die uns allen an. Verschwörung nennen sie das, damit können sie uns alle an den Galgen bringen. Wer die Bombe geworfen hat, ist am Ende egal. Darum geht es ja auch gar nicht. Die haben Schiss bekommen. Du hast doch gesehen, was am 1. Mai auf der Michigan Avenue los war: achtzigtausend Arbeiter, die den Achtstundentag fordern! Stell dir mal vor, diese achtzigtausend würden die Villen der Kapitalistenschweine stürmen. Die hätten keine Chance zu entkommen, und das wissen sie nur zu gut.«

Die Anarchisten August Spies, Albert Parsons Samuel Fielden, Michael Schwab, George Engel, Adolph Fischer und Louis Lingg wurden am 20. August 1886 nach einem haarsträubenden Gerichtsverfahren als angebliche Organisatoren der sogenannten Haymarket Riot zum Tode verurteilt. Oscar Neebe, ein ebenfalls angeklagter Anarchist, erhielt eine Gefängnisstrafe von fünfzehn Jahren. Keinem der Verurteilten konnte eine Beteiligung an der Ausführung des Bombenwurfes nachgewiesen werden.

Die Verurteilten waren das Rückgrat der Arbeiterbewegung in Chicago: die fähigsten Organisatoren, die besten Redner, die Herausgeber der radikalsten Publikationen – ihre Gegner hatten lange auf die Gelegenheit gewartet, sie auszuschalten. Im Nachhinein wurde bekannt, dass genau diese Gegner schon bei der Formulierung der ersten Anklageschrift vom 5. Mai ihre Finger im Spiel hatten und dort eine angebliche Verschwörung ins Spiel brachten. Und sie stellten 100.000 Dollar zur Bekämpfung von Anarchie und Aufruhr zur Verfügung, die zum Teil für die Bezahlung von Detektiven der Agentur Pinkerton und anderen Informanten sowie zur Bestechung von Zeugen verwendet wurden.

August Spies, Albert Parsons, George Engel und Adolph Fischer starben am 11. November 1887 am Galgen. Zu ihrem Gedenken wurde 1889 auf dem Kongress der marxistischen Zweiten Internationale in Paris beschlossen, den Kampftag der Arbeiter auf der ganzen Welt am 1. Mai stattfinden zu lassen. Der sozialdemokratische International Socialist Congress 1904 in Amsterdam rief dann ebenfalls dazu auf. In den USA begingen sozialistische und kommunistische Parteien und Gewerkschaften diesen Feiertag bis 1941 und setzten ihn dann wegen des Zweiten Weltkrieges aus. Nach dem Krieg wurden Veranstaltungen zum 1. Mai verboten.

Die USA begehen seit 1894 den ersten Montag im September als Labor Day. Die Ursprünge dieses Datums sind umstritten und liegen möglicherweise in der Gewerkschaftsbewegung. Die amerikanische Regierung unter Präsident Cleveland wollte aber vor allem vermeiden, dass ein Feiertag am 1. Mai dem Gedenken an die Haymarket Riot und einer Stärkung der sozialistischen Bewegung diente.

Dieses Foto zeigt die Gewerkschaft der Zimmerer, von denen viele Deutsche waren, auf dem Umzug am Labor Day 1897 in Chicago:

Chicago 1. Mai 1897

Mit Müh und Not. Dritter Band der Auswanderer-Krimis

In diesem Krimi geht es um die Ereignisse am Haymarket und damit um die Geschichte des 1. Mai.

"Wie auch mit den ersten beiden Bänden schaffte Kai Blum es erneut, mich zu begeistern. Authentisch schildert er die historischen Ereignisse und hat die fiktiven Charaktere mit ihren Erlebnissen gekonnt eingebaut." (Die-Rezensentin.de)

"Man spürt regelrecht die gespannte Atmosphäre in der Stadt." (Histo-Couch.de)

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Wo beginnt die Route 66 in Chicago wirklich?

Dass die legendäre Route 66 nach Santa Monica (Kalifornien) an den Strand des Pazifischen Ozean führt, ist allgemein bekannt. Aber wo genau geht sie eigentlich los?

Die Route 66 beginnt in Chicago und viele Reiseführer weisen auf die Ecke von Michigan Avenue und Adams Street hin, gleich gegenüber vom Art Institute of Chicago. Dort gibt es auch ein entsprechendes Schild:

Beginn Route 66 Chicago

 
Der ursprüngliche Beginn der Route 66 war jedoch einen Block südlich, an der Ecke von Jackson Boulevard und Michigan Avenue. Von 1926 bis 1933 befanden sich hier sowohl der Anfangs- als auch der Endpunkt (wenn man östlich fuhr). Heute wird diese Stelle lediglich als Endpunkt ausgewiesen:

Ende Route 66 Chicago

 
Nachdem Chicago einen Teil des Uferbereiches am Michigansee aufgeschüttet und den heutigen Grant Park geschaffen hatte, wurden 1933 sowohl Anfangs- als auch Endpunkt einige Hundert Meter weiter nach Osten an die Ecke von Jackson Drive (so der Name der Erweiterung des Jackson Boulevard) und Lake Shore Drive verschoben. Dort gibt es derzeit allerdings keinerlei Hinweisschilder auf die Route 66:

Route 66 Chicago

1955 wurde der Jackson Boulevard dann westlich der Michigan Avenue zur Einbahnstraße erklärt und die Route 66 deshalb über die Adams Street nach Westen geführt. Sie beginnt genau genommen aber immer noch an der Ecke von Jackson Boulevard und Lake Shore Drive.

Route 66 Chicago Karte

 
Die Route 66 geht durch folgende Staaten: Illinois, Missouri, Kansas, Oklahoma, Texas, New Mexico, Arizona und Kalifornien. Die Gesamtstrecke zwischen Chicago und Santa Monica beträgt stolze 3944 Kilometer. Sie ist heute allerdings nicht mehr durchgehend befahrbar.

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Fettnäpfchenführer USA: Mittendurch und Drumherum

"Das Buch ist rundum gelungen. Unterhaltsam und informativ." Zeitzonen.de

"Ein wertvoller Ratgeber für alle USA Ersttäter." USA-Reise.de

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New York - Eine Stadt voller Geschichten

Meine Autoren-Kollegin Petrina Engelke lebt seit sieben Jahren in New York und betreibt das äußerst lesenswerte Blog Moment: New York. Ihr kürzlich erschienener Fettnäpfchenführer New York macht mit vielen Insider-Tipps so richtig Lust auf die Stadt. Das Buch ist eine tolle Ergänzung zu jedem Reiseführer und auch allen zu empfehlen, die länger in New York bleiben wollen. Ich hatte diese Woche die Gelegenheit, Petrina einige Fragen stellen:

Warum gefällt dir New York?

Ich bin Geschichtenerzählerin, und New York steckt voller Geschichten – das passt einfach. New York gibt mir das Gefühl, dass in dieser Stadt alles möglich ist, dass die Menschen hier ihr Glück machen und im nächsten Moment alles verlieren und deshalb noch lange nicht aufgeben. In New York kann ich in Glitzerhose oder im Hosenanzug oder in Glitzerhose mit Anzugjacke herumlaufen oder ohne Hose, macht ja nichts: Wir haben hier im Januar sogar einen „No Pants Subway Ride“! Ich könnte mir morgen vornehmen, auf dem Parkett der Wall Street oder auf einem Tugboat anzuheuern. Das zu schaffen würde echt harte Arbeit, insbesondere, wenn ich auf meine Glitzerhose bestehe, die ich übrigens gar nicht besitze. Aber es wäre auch nicht unmöglich, und der Geist der Stadt sagt lieber „Klar, versuch das mal!“ als „Bist du irre?“.

New York selbst verändert sich ja auch ständig: Hier eröffnet ein neuer Park oder eine Hundetagesstätte, da macht ein Haus Platz für einen Wolkenkratzer oder verschwindet ein Job, und dazwischen brodeln gesellschaftliche Fragen. Mir gefällt die Vielfältigkeit dieser Stadt, allein schon mit einer U-Bahn-Fahrt erlebt man die unterschiedlichsten Menschen, während man anderswo leicht vergisst, dass die Welt alles andere als gleichförmig ist. Mich fasziniert auch die Insellage – Manhattan ist ja nur eine von vielen Inseln New Yorks! – und wie sie sich auf das Leben in der Stadt auswirkt.

No Pants Subway Ride: An einem Tag im Januar verabreden sich New Yorker dazu, in Unterwäsche U-Bahn zu fahren. (Foto: Petrina Engelke)

Da muss ich gleich mal nachhaken: Wie wirkt sich die Insellage denn aus?

Sie prägt das Verhalten und auch ein Stück Identität. New York hat sichtbare Bezüge zum Fest- und Ausland. Hier kannst du die Containerschiffe sehen, die die Stadt und die Umgebung mit Heizöl, Smartphones, Bananen oder Riesenrad-Bauteilen versorgen, und manchmal auch die Lastkähne, die den Müll abtransportieren, und ein Großteil des Dauerstaus in Manhattan rührt von Lieferwagen und Berufspendlern, die über Brücken und durch Unterwassertunnel kommen. Trotzdem wissen die Bewohner: Wenn es hart auf hart kommt, sind wir auf uns gestellt. Und ich glaube, das führt dazu, dass sich die New Yorker so schnell zusammentun und einander helfen nach Katastrophen wie Hurricane Sandy oder 9/11, als übrigens auch sämtliche Brücken und Tunnel geschlossen waren.

Die Stadt kann sich außerdem nicht räumlich ausbreiten, um mehr Menschen Platz zu bieten. Dieser Dichte begegnen New Yorker mit einem pragmatischen Verhalten, das für Leute von außen zum Teil schwer zu verstehen ist. Zum Beispiel geht es beim Imbiss-Bestellen zack, zack – nicht weil New Yorker ungeduldig sind, sondern weil hinter ihnen noch zehn Leute mit ebenso kurzer Mittagspause warten.

Tempo: Hinweisschild für Touristen am Times Square (Foto: Petrina Engelke)

Gewöhnt man sich schnell an das Tempo dieser Stadt?

Das Gehtempo fand ich fast normal, weil ich auch in meiner Heimat schon einen flotten Schritt hatte. Trotzdem musste ich erst begreifen, wie – und wie schnell – der Hase läuft in New York. Dass ich das aber dann gleich verinnerlicht hatte, merkte ich erst bei einem Besuch in Deutschland: Dort geht mir jetzt vieles zu langsam, und ich wundere mich, dass die Leute ohne Murren 20 Minuten auf eine U-Bahn warten.

Wie lange hat es insgesamt gedauert, bis du dich in New York eingelebt hattest?

Schwer zu sagen. Ich war vor meinem Umzug mehrere Male in New York, zweimal davon für längere Zeit, ich war also nicht unvorbereitet auf das, was mich erwarten würde. Aber ein Anhaltspunkt fällt mir ein: Als mich einmal eine Freundin besuchte, bemerkte sie, dass ich komplett ohne U-Bahn-Plan unterwegs war. Das war nach ungefähr einem Jahr in New York.

Gab es trotz der vorherigen Aufenthalte dann doch etwas, das dich überrascht hat?

Na klar! Mal abgesehen davon, dass sich New York ständig verändert und mich auch jetzt noch mit neuen oder verschwundenen Dingen überrascht: Ich dachte früher, dass Deutschland mit seinem Beamtentum und dem dazugehörigen Klischee wohl Spitzenreiter in Sachen Bürokratie sein muss. Aber was ich bei Behördengängen hierzulande schon alles ausgefüllt und erlebt habe, macht dem durchaus Konkurrenz. Das hätte ich nicht erwartet. Außerdem hat mich die Obst- und Gemüseabteilung im Supermarkt überrascht: Die frische Ware ist oft wunderschön präsentiert, mit versetzt gestapelten Äpfeln oder Orangen, in Reih und Glied liegenden Möhren oder Maiskolben, und es gibt eine Riesenauswahl an Sorten, die ich nicht kannte – allein grüne Blattgemüse wie Collard Greens, Brunnenkresse, Dinosaurierkohl, Regenbogen-Mangold ...

Gemüse: Bunte Ordnung im Supermarkt (Foto: Petrina Engelke)

Das widerspricht natürlich dem Klischee vom Fastfood liebenden Amerikaner. Welche anderen Klischees sollten endlich einmal über Bord geworfen werden?

Über Bord gehen sollte die Idee von „dem Amerikaner“ an sich, egal welches Klischee hintendran hängt. Die Menschen hier haben so unterschiedliche Träume, Ängste und Lebensläufe, es ist schlicht unmöglich, dass dabei immer derselbe Typ herauskäme. Wer sich nicht davon abbringen lassen will, dass alle Amerikaner dick sind, müsste entsprechend beim Herumlaufen in New York Millionen Menschen übersehen und konsequent auf Basketball, Ballett und Fashion Shows verzichten. Wahrscheinlich geht das irgendwie. Ich finde aber, das Reisen – und auch der Alltag in der Fremde – wird viel angenehmer und spannender, wenn man Interesse an dem zeigt, was einem seltsam vorkommt, statt nach Bestätigung für vorher gefasste Meinungen zu suchen.

Wer mehr über die ungeheure Vielfalt New Yorks erfahren möchte, sollte den Fettnäpfchenführer New York und Petrinas reichbebildertes Blog Moment: New York - Geschichten aus der irrsten Stadt der Welt lesen.